23. Okt 2017

Über Qualifikation und Kompetenzen eines Assessors

Die Qualität von Unternehmen bewerten – darf ich das?

Erfahrungsgemäß wird die Herbstzeit je nach Einstellung und Menschentypus unterschiedlich wahrgenommen. Anders gesagt: sie polarisiert ziemlich.

Für die Optimisten ist Herbst die wunderbare Zeit, in der die Luft endlich wieder klarer ist, das Herbstlaub golden in der Sonne glitzert, Wandern bei angenehmen Temperaturen wieder so richtig Spaß macht und der Sturm in der Wanderpause unglaublich gut schmeckt.

Für die Pessimisten hingegen, ist Herbst die langweilige Füll-Zeit zwischen Sommer und Winter, in der sich wenig tut, es aber unglaublich viel Laub gibt, es immer neblig ist, die Tage kürzer werden und es schon zu kalt für Eis aber noch zu warm für Glühwein ist.

Und dann gibt es noch uns, das Excellence-Team, für das Herbst primär bedeutet: wir sind wieder auf der Suche nach geeigneten Assessoren, die im Staatspreisbewerb die Qualität von Unternehmen bewerten.

In den letzten Wochen wurde ich verstärkt gefragt, wie man eigentlich Assessor wird und welche Qualifikationen und Kompetenzen erforderlich sind. Antworten darauf findest du gerne in den nachfolgenden Zeilen.

1. Welche Qualifikation wird benötigt, um Assessor zu werden?

Diese Frage ist sehr leicht zu beantworten: Ohne Assessorentraining keine Assessorentätigkeit.

Zwingende Voraussetzung, um als Assessor aktiv werden zu können, ist der Besuch der Assessorenlehrgangsreihe, inklusive positiv bestandener Prüfung.

Die Lehrgangsreihe besteht aus insgesamt 4 Tagen. Zuerst finden die beiden „Basistage“ statt: Grundlagen Unternehmensqualität und Excellence sowie Bewertung Unternehmensqualität und Excellence.

An diesen Tagen lernst du das EFQM Excellence Modell sowie die RADAR Logik kennen. Du weißt danach, was Unternehmensqualität bedeutet und du hast auch einen Einblick in Total Quality Management erhalten.

Danach gibt es eine 4 bis 6 wöchtige Pause. In dieser Zeit bearbeitest du eine kurze Fallstudie (keine Angst, du benötigst keine 4 Wochen dafür, sondern du solltest 1 bis 2 Tage für die Bearbeitung einplanen).

Diese Heimarbeit ist wichtig für den weiteren Verlauf, da die anschließenden zwei Tage Assessorentraining inhaltlich auf der vorbereiteten Fallstudie aufbauen. Außerdem ist sie ein Teil der Prüfung.

Im 2tägigen Assessorentraining werden alle Phasen eines Assessments so praxisnah wie möglich durchgespielt. Die Prüfung ist immanent, das heißt also, dass die Beurteilung während des Trainings erfolgt, dass alle Gruppen- und Einzelarbeiten bewertet werden und du bereits am Ende des 2. Tages erfährst, ob du bestanden hast oder nicht. Danach kannst du als Assessor tätig werden und das im Training erlernte theoretische Wissen gleich direkt in der Praxis anwenden.

2. Und wie werde ich dann wirklich Assessor?

Wenn die gesamte Lehrgangsreihe erfolgreich abgeschlossen wurde, wird dein Name in unserer Datenbank aufgenommen und du wirst eingeladen, dich als Assessor zu bewerben.

Personen, die zum ersten Mal bei einem Assessment mitwirken, werden offiziell „Hospitanten“ genannt.

Alle Assessoren-Anmeldungen werden bei uns gesammelt. Sobald eine Bewerbung eines Unternehmens eintrifft, werden aus dem Pool der angemeldeten Assessoren und Hospitanten die für das Assessment geeigneten Personen herausgesucht (Passt die Branche? Welcher Erfahrungsschatz wird benötigt? Welche anderen Skills - wie z.B. Erfahrung im Risikomanagement, Kenntnisse zu Human Ressource Management oder Controlling - werden gebraucht?) und diese Personen werden dann von uns für das konkrete Assessment angefragt.

3. Welche anderen Kompetenzen sind für einen Assessor noch wichtig?

Da du als Assessor die gesamthafte Qualität eines Unternehmens bewertest, ist es natürlich wichtig, ein Verständnis für unternehmerische Regelkreise sowie für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zu haben und analytisch denken zu können.

Ein wichtiger Part in einem Assessment sind außerdem die Gespräche vor Ort. Eine gute Gesprächsführung, gutes Auftreten und aktives Zuhören sind dafür unerlässlich.

Assessoren sind niemals alleine unterwegs, sondern immer im Team. Daher ist Teamfähigkeit Voraussetzung, um eingesetzt zu werden, ebenso wie Verlässlichkeit (ein Assessor, der sich nicht an vereinbarte Deadlines und To Dos hält ist Gift für das Team und für effiziente Teamarbeit).

Dass du das EFQM Modell verstanden haben und die RADAR Logik anwenden können solltest, ist hoffentlich selbstverständlich.

Assessorenkompetenzen auf einen Blick:

  1. Betriebswirtschaftlich: Versteht die Schlüsselinformationen einer Organisation und kann daraus eine für die Organisation relevante Beurteilung mit Mehrwert erstellen.
  2. Technisch I: Versteht das Kriterienmodell, seine Struktur, Inhalte und Dynamik sowie die Verknüpfungen zu den Grundkonzepten der Excellence, um eine zutreffende, auf Fakten basierende Beurteilung mit Mehrwert zu erstellen.
  3. Technisch II: Versteht und wendet die RADAR-Logik effektiv an, um eine zutreffende, auf Fakten basierende Bewertung mit Mehrwert zu erstellen.
  4. Teamarbeit & Professionalität: Trägt als Mitglied des Assessoren-Teams effektiv zum Teamergebnis bei und verhält sich stets professionell und integer.
  5. Kommunikationsfähigkeiten: Kommuniziert klar und verständlich, mündlich wie schriftlich, sowohl in der Zusammenarbeit als auch bei der Durchführung von Interviews.
  6. Analytisch: Verdichtet und versteht relevante Informationen und Daten und verwendet diese für eine klare, zutreffende und aufschlussreiche Beurteilung der assessierten Organisation auf Makro- und Mikroebene.
  7. Feedback: Erzeugt klares und zutreffendes Feedback mit Mehrwert, in schriftlicher und mündlicher Form.
  8. Auftreten und Haltung: Professionelles und kompetentes Auftreten, klare und offene Kommunikation im Team, Unterschiedliche Wahrnehmungen und Kompromisse zulassen
  9. Arbeitsweise: Vorgegebene Arbeitsbehelfe und Methodik verwenden, Nachvollziehbar arbeiten (z.B. Quellen dokumentieren), übernommene Aufgaben zeitgerecht umsetzen

Lead Assessoren tragen eine bedeutungsvolle Führungsaufgabe. Sie müssen darüber hinaus das Team führen, den Site Visit organisieren und planen und mit dem Bewerber kommunizieren.

Jeder Assessor erhält Feedback vom Lead Assessor. Außerdem werden die bewerteten Unternehmen nach dem Assessment gefragt, wie sie das Verhalten und die Leistung der Assessoren einschätzen. Sollte die Rückmeldung nicht so gut sein, wird mit dem betroffenen Assessor Rücksprache gehalten, um zukünftig eine Verbesserung zu bewirken.

4. Warum ist es überhaupt empfehlenswert, Assessor zu sein?

  • Die Assessorentätigkeit ist eine hervorragende Möglichkeit zur persönlichen als auch zur organisationalen Weiterentwicklung.
  • Assessoren gewinnen auf diesem Weg einen Blick hinter die Kulissen von anderen exzellenten Unternehmen und erhalten so Anregungen für Vorgehensweisen und Inputs für die Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens.
  • Assessoren analysieren und bewerten Unternehmen mit Hilfe des EFQM Excellence Ansatzes. Sie identifizieren Stärken und Verbesserungspotenziale von Unternehmen und leisten so einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung von Unternehmen.
  • Viele Assessoren nützen die Assessoren-Tätigkeit als Weiterbildung bzw. betrachten viele Unternehmen diese als wichtige Personalentwicklungsmaßnahme. Besonders oft wird es auch als Teil einer Managementausbildung gesehen. Du lernst eben nicht nur auf fachlicher sondern auch auf persönlicher Ebene unglaublich viel dazu.
  • Nicht zu vergessen: als Assessor bist du Teil der Assessoren-Community, ein grandioses Netzwerk aus Führungskräften und Experten aus den unterschiedlichsten Branchen und von tollen Unternehmen.

Neugierig geworden?
Dann melde dich einfach per E-Mail staatspreis(at)qualityaustria.com oder telefonisch bei uns.
Gerne beantworten wir deine Fragen und schicken dir weitere Unterlagen zu!

zur Autorin

Netzwerkpartner

Mag. (FH) Michaela Drascher, MA

Project Assistant QMD Services

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