25. Sep 2017

VBV - Vorsorgekasse AG – im Excellence Talk - Teil 2

Auch Kleinigkeiten zahlen sich aus

Wir haben den Gewinner des Staatspreis Unternehmensqualität 2017 zum Gespräch gebeten. Lest hier über Scheuklappen im Unternehmen und wie man sie überwinden kann, das EFQM Modell als wichtiges Managementwerkzeug, warum das Feedback aus dem Assessment so wertvoll ist wie Gold und weshalb sich auch Kleinigkeiten auszahlen.

Michaela Drascher: Herr Behacker, Sie haben 2017 den Staatspreis Unternehmensqualität gewonnen. Warum sollten sich Führungskräfte mit dem EFQM Modell und mit Unternehmensqualität beschäftigen?

Heinz Behacker: Man sollte aus der geübten Praxis immer wieder von Zeit zu Zeit einmal einen Schritt hinaus wagen. Und wenn man sich mit dem Thema Excellence noch nicht beschäftigt hat, empfiehlt es sich, so wie ich das erlebt habe, eine Assessorenausbildung zu absolvieren.

Drascher: Sie haben sehr viele gute Vorgehensweisen umgesetzt, wie z.B. im Thema Nachhaltigkeit, Mitarbeiterorientierung, Führung oder Strategie.

Behacker: Wir sind Finanzdienstleister und für einen Finanzdienstleister ist es das wesentlichste Gut, gute Mitarbeiter zu haben. Und gute Mitarbeiter mit einem angenehmen Betriebsklima zu belohnen ist die Aufgabe des Managements. Man muss dafür den Rahmen schaffen, dass der Mitarbeiter, der hier ein Drittel seines Lebens verbringt, den Job gerne macht. Dass er nicht mit Anspannung und problembelastet in die Arbeit kommt sondern mit Freude. Und das gelingt dann, wenn man ein Miteinander schafft, wenn man sich gegenseitig unterstützt und wenn man das Gefühl schafft, vom Management gehört und unterstützt zu werden. Und das ist uns sehr gut gelungen.

Drascher: Welche Initiativen setzen Sie hinsichtlich Ihrer Mitarbeiter? Können Sie mir Beispiele nennen?

Behacker: Auch Kleinigkeiten zahlen sich aus. Wir organisieren jedes Jahr eine externe Mitarbeiterbefragung. Aus den vielen Vorschlägen, die die Mitarbeiter einbringen, suchen wir uns Jahr für Jahr zwei bis drei Themen heraus, die wir im Rahmen der Vorstandsklausur thematisieren. Die Maßnahmen, die umgesetzt werden, kommunizieren wir auch den Mitarbeitern. Und am Jahresende kann der Mitarbeiter überprüfen, ob den Worten auch entsprechende Taten gefolgt sind und damit ist das alles transparent, nachvollziehbar und unterstützt das positive Klima.

Ein Beispiel dazu: Es war der Wunsch der Mitarbeiter, sich einmal mit dem Thema Jobticket (= Fahrkarte für die öffentlichen Verkehrsmittel) zu beschäftigen. Wir haben kalkuliert, die Kosten und Vorteile überlegt und letztendlich beschlossen, dass wir allen Mitarbeitern das Jobticket anbieten. Damit kann man öffentlich zur Arbeit fahren, man belastet die Umwelt weniger und das entspricht auch wieder unserer Nachhaltigkeitsphilosophie, die unser Unternehmen prägt.

Drascher: Eine große Rolle dabei spielen die Kommunikation intern und das Verhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter, aber auch zwischen den Mitarbeitern untereinander. Und natürlich auch eine sehr wertschätzende Unternehmenskultur, wie es bei Ihnen der Fall ist.

Behacker: Ja, wir leben das Büro der offenen Türen. Auch der Vorstandsbereich ist für alle offen. Abgesehen von Terminen oder Besprechungen, weiß jeder, dass, wie groß oder wie klein auch das Anliegen ist, man jederzeit zum Vorstand gehen und seine Themen dort positionieren kann.

Drascher: Wie gehen Sie mit dem Feedback – insbesondere mit den Verbesserungspotenzialen – aus Ihren Assessments um?

Behacker: Also das erste, was beim Einlangen eines Feedback Reports passiert, ist, dass wir alle Empfehlungen überprüfen, wahrnehmen, und das Ganze in ein System bringen. Die jeweiligen Gruppen beschäftigen sich dann mit den Empfehlungen und überlegen sich „Was betrifft mich? Welche Maßnahmen muss man setzen, damit man diese Empfehlungen auch umsetzen kann?“. In der erweiterten Vorstandklausur aller Führungskräfte, werden die konkreten Maßnahmen festlegt und beschlossen. Interessant ist, dass wir schon am Assessmenttag, wo das eine oder andere Thema von den Assessoren angesprochen wird, in den betroffenen Gruppen überlegen, wie wir bestimmte Ideen angehen können. Sich einem Wettbewerb zu stellen ist dann ein Zusatznutzen, der sich ergibt.

Der große Erfolg des EFQM Modells ist das Erkennen von Chancen, Verbesserungsmöglichkeiten und Lernprozessen.

Damit kann man die Qualität des Unternehmens steigern. Wir arbeiten dabei nicht für unser Ego, sondern für unsere Stakeholder, die wir bestmöglich betreuen möchten. Das ist das eigentliche Ziel. Grundvoraussetzung dafür ist ein ehrliches, engagiertes Assessment! Wenn von Assessoren, mit anderen Augen betrachtet, Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, ist das gut.

Wir haben keine Scheu mehr. Das, was im Feedback Report als Empfehlung drinnen steht, ist einfach Gold wert.

Drascher: Ich bedanke mich, dass Sie so ausführlich auf meine Fragen geantwortet haben. Möchten Sie mir noch etwas Bestimmtes mit auf den Weg geben?

Behacker: Das EFQM Excellence Modell ist ein Managementwerkzeug. Es ist nicht „high sophisticated“ sondern zeigt mit Hausverstand Leitplanken auf und kann die Zielorientierung in Unternehmungen, Abteilungen oder Gruppen optimieren. Wenn man sich der Assessorenausbildung bedient, dann ist das ein ganz wesentlicher, interessanter Managementausbildungsweg. Wenn man Sachen einfach aus der eigenen Denkschiene herausgebrochen ganz anders bewerten kann und dann auch dadurch Chancen sieht, die man sonst vergraben oder verschüttet hat, ist das wertvoll.

Am Herzen liegt mir auch noch, die Qualität der Assessoren zu erwähnen. Da haben wir wirklich mit unseren Assessoren Leute gefunden, die mit Engagement, mit einer tiefgehenden Analysekraft so sehr im Detail gute Fragen gestellt haben und die mit einer Präzision an die Dinge heranzugehen, die sehr toll ist. Da will ich wirklich Hochachtung aussprechen!

Zur Autorin

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Mag. (FH) Michaela Drascher, MA

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