17. Aug 2022

Wo hilft dabei das EFQM Modell?

Entscheidungs­findung in exzellenten Unternehmen

Wissen ermöglicht Menschen und damit auch Unternehmen, Herausforderungen zu bewältigen. Für die Bewältigung der großen Herausforderungen sind faktengestützte Entscheidungen auf Grundlage der in der Organisation verfügbaren Informationen und unter Nutzung des verfügbaren Wissens entscheidend.

Besonders gern gelesene Artikel möchten wir in unserer Reihe "alt aber gut" wieder zur Lektüre empfehlen. Viel Spaß beim (noch einmal) Lesen!

Der Kontext, in dem eine Organisation heutzutage arbeitet, ist von beschleunigtem Wandel, der Globalisierung der Märkte und dem Hervortreten von Wissen als wesentliche Ressource gekennzeichnet. Im komplexen und dynamisch veränderlichen Umfeld stellt Wissen eine Voraussetzung für Agilität dar. Mit Agilität ist die Fähigkeit der Organisation gemeint, zeitgerecht und effizient auf Veränderungen zu reagieren.

Wissen befähigt Menschen und damit auch Organisationen, Herausforderungen zu bewältigen. Faktengestützte Entscheidungsfindung auf Grundlage der in der Organisation verfügbaren Informationen und unter Nutzung des verfügbaren Wissens ist für die Bewältigung der großen Herausforderungen entscheidend.

Die fundierte Datenbasis mit handlungs- und entscheidungsrelevanten Informationen stellt eine wesentliche Wissensbasis dar. Daten und Informationen müssen ausreichend präzise, verlässlich und sicher sein. Personen, die Daten analysieren und bewerten, müssen entsprechend kompetent sein. Wissen wird sehr schnell mit Wissensmanagement in Verbindung gebracht. Dabei kreisen die grundlegenden Probleme des Wissensmanagements um die Frage, wie das Zusammenspiel von personalem und organisationalem Wissen verstanden und organisiert werden kann.

In diesem Beitrag wird unter Wissen wie folgt verstanden: Verfügbare Sammlung von Informationen, die eine berechtigte Überzeugung darstellen und mit großer Sicherheit wahr sind (organisationales Wissen). Wissen bedeutet aber auch fachliche Kompetenz verbunden mit Fertigkeiten, die eine Person durch Erfahrung sowie Aus- du Weiterbildung erwirbt. Während Daten rohe Fakten sind und Informationen Daten zusammenhängend und perspektivisch darstellen, ist Wissen Information mit Orientierung und Handlungsfähigkeit zur Problemlösung bzw. Entscheidungsfindung.

Wo setzt nun das EFQM Modell an?

Die Fähigkeit der Organisation wird im EFQM Modell so verstanden, dass es möglich sein soll, die vorhandenen Potenziale der Organisation in Leistung und Ergebnisse umzusetzen wie z.B. durch Zugang zu einschlägigem Wissen, Kompetenzen, Erfahrungen, Ressourcen sowie Prozessen. Lernnetzwerke mit gemeinsamem Ziel und Interesse, das Wissen und die Erfahrung des Einzelnen auszutauschen und auf diese Weise voneinander zu lernen, können dabei sehr hilfreich sein. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Teams werden ermächtigt, Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen und bis zu einem gewissen Grad eigenverantwortlich zu handeln.

Das EFQM Kriterienmodell führt fünf Kriterien an, die sich damit beschäftigen, was eine Organisation tut, um eben diese dauerhaft herausragenden Ergebnisse zu erzielen: 2 Kriterien der AUSRICHTUNG und 3 Kriterien der REALISIERUNG.

Welche Befähigungen werden von exzellenten Organisationen erwartet?

Natürlich steht das Verhalten von Führungskräften im Vordergrund. In weiterer Folge werden nun konkrete Aussagen aus dem Kriterienmodell dargelegt, um die Zusammenhänge von Daten, Informationen, Wissen sowie Entscheidungsfindung noch weiter zu verdeutlichen.

  • Führungskräfte stützen Entscheidungen auf sachlich verlässliche Informationen und wenden jedes verfügbare Wissen an, um die gegenwärtige und die erwartete Leistung der relevanten Prozesse zu analysieren.
  • Führungskräfte sind flexibel; sie sind zu fundierten und zeitgerechten Entscheidungen fähig, die auf verfügbare Informationen, Erfahrungen und Wissen beruhen und berücksichtigen dabei mögliche Auswirkungen.
  • Sie analysieren Daten und Informationen zu den bestehenden und potenziellen Kernkompetenzen und Fähigkeiten Ihrer Partner, um zu verstehen, wie diese die Fähigkeiten der Organisation ergänzen.
  • Sie analysieren Daten und Informationen, um den Einfluss neuer Technologien und Geschäftsmodelle auf die Leistungsfähigkeit der Organisation zu bestimmen.
  • Sie kümmern sich um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sie kommunizieren, sie belohnen und erkennen in einer Art an, die Menschen motiviert, Engagement fördert und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in eine Lage versetzt, ihr Können und Wissen zum Wohl der Organisation einzusetzen.
  • Das Wissen und die Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden entwickelt.
  • Sie ermöglichen und fördern die Verteilung von Informationen, Wissen und besten Praktiken und erreichen so einen Dialog in der gesamten Organisation.
  • Sie arbeiten mit Partnern zusammen, um gegenseitigen Nutzen und Wertsteigerung für deren Interessensgruppen zu schaffen und unterstützen einender mit Erfahrung, Ressourcen und Wissen.
  • Sie versorgen ihre Führungskräfte mit präzisen und hinreichenden Informationen, um daraus richtige und rechtzeitige Entscheidungen abzuleiten.
  • Sie wandeln Daten in Informationen und, wo relevant, in Wissen um, das geteilt und genutzt werden kann.
  • Sie richten Vorgehensweisen zur Einbindung relevanter Interessensgruppen ein und nutzen deren kollektives Wissen zur Entwicklung von Ideen und Innovationen.
  • Sie stellen Zugriff auf relevante Informationen und Wissen für Mitarbeiter und externe Benutzer zur Verfügung und überwachen deren Zugriff. Sie sorgen dafür, dass die Sicherheit und das intellektuelle Eigentum der Organisation geschützt werden.
  • Sie verwenden Daten zur jetzigen Leistung und Fähigkeiten ihrer Prozesse sowie geeignete Benchmarks, um Kreativität, Innovation und Verbesserung voranzutreiben.

Was hat das EFQM Modell mit der ISO 9001:2015 zu tun?

Die Entwicklung eines Qualitätsmanagementsystems (QMS) soll unter Verwendung grundlegender Konzepte und Grundsätze erfolgen. Die Herangehensweisen an ein QMS, die durchaus auch in anderen Managementsystem-Normen (z.B. Umwelt, Energie, Arbeitssicherheit) und in Exzellenz-Modellen für Organisationen beschrieben werden, beruhen auf gemeinsamen Grundsätzen.

Die Grundsätze des Qualitätsmanagements nach ISO 9001:2015 lauten:

  • Kund*innenorientierung
  • Führung
  • Engagement von Personen
  • Prozessorientierter Ansatz
  • Verbesserung
  • Faktengestützte Entscheidungsfindung
  • Beziehungsmanagement

Auch in diesem Ansatz hat nun die (faktengestützte) Entscheidungsfindung eine wesentliche Bedeutung.

Zusammenfassung

„Exzellente Organisationen erzielen dauerhaft herausragende Leistungen, welche die Erwartungen aller ihrer Interessengruppen erfüllen oder übertreffen.“ Dies ist eine Kernaussage zum EFQM Modell. Entscheidungen auf Grundlage der Analyse und Auswertung von Daten und Informationen führen wahrscheinlich eher zu den gewünschten Ergebnissen. Es muss dabei aber sichergestellt werden, dass Daten und Informationen ausreichend präzise, verlässlich und sicher sind.

Exzellente Organisationen nutzen mögliche Vorteile:

  • verbesserte Entscheidungsfindungsprozesse
  • verbesserte Bewertung von Leistungen und der Fähigkeit, Ziele zu erreichen
  • verbesserte Fähigkeit, Meinungen und Entscheidungen zu überprüfen, in Frage zu stellen und zu ändern
  • verbesserte Fähigkeit, die Wirksamkeit früherer Entscheidungen aufzuzeigen (Verstehen der bestehenden Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge

Weiterführende Informationen

Das EFQM Modell 2020

ISO 9001:2015

Zum Autor

Portrait Wolfgang Hackenauer Ing. Wolfgang Hackenauer, MSc (Management) ist seit 1995 qualityaustria Netzwerkpartner und Produktexperte für Umwelt und Energie bei Quality Austria. Er ist Umweltgutachter, Auditor, Assessor und Trainer. Wolfgang Hackenauer ist auch Vortragender und Verfasser von Fachartikeln und Mitautor von einschlägigen Publikationen zu den Themen Managementsysteme und der Umsetzung von betrieblichen Verpflichtungen bzw. behördlichen Anforderungen.

https://www.qualityaustria.com/unternehmen/netzwerkpartner/

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