Was bringt mir die Assessoren-Tätigkeit?
Aus dem Tagebuch einer Neo-Assessorin
Jede Woche freue ich mich auf den neuen Blog-Artikel der Quality Austria im Excellence Blog, der bei mir mittlerweile schon zur wöchentlichen Pflichtlektüre gehört. Der Excellence Blog liefert mir einerseits abwechslungsreichen und hilfreichen Input für meine tägliche Arbeit, – gleichzeitig lässt sich das Excellence Thema aber auf viele andere Bereiche anwenden.
Nun, über was aber soll eine Novizin wie ich, die bislang erst zweimal bei einem Staatspreis-Assessment dabei war, schreiben? Wie kann ich als Jung-Assessorin einen konkreten Nutzen für die Leser bieten?
Nach kurzem Überlegen war mir die Antwort hierfür klar – ich möchte heute genau über dieses „spannende Neue“ berichten, dass seit meiner Ausbildung zur „EFQM Assessorin“ in mein Leben getreten ist
Einfach einmal etwas Neues ausprobieren...
Das erste Mal habe ich über das EFQM Modell vor über 10 Jahren im Rahmen von Qualitätsmanagement-Vorlesungen an der FH gehört. Das Thema war für mich also nicht ganz neu, als mir beim Vorstellungsgespräch für meinen neuen Job die Ausbildung zur „Assessorin Unternehmensqualität“ bei der Quality Austria in Aussicht gestellt wurde. Um ehrlich zu sein, so gut konnte ich mich zu dem Zeitpunkt dann aber doch nicht mehr an das EFQM Excellence Modell erinnern – aber mein Interesse war geweckt.
Was machen Assessoren überhaupt?
Ich erinnere mich noch gut, dass ich gleich nach dem Gespräch erst einmal gegoogelt habe, was denn ein „Assessor Unternehmensqualität“ überhaupt genau macht, um mir schließlich auf der qualityaustria Website die Details zur „Lehrgangsreihe qualityaustria Assessor Unternehmensqualität (Excellence) UQ“ durchzulesen.
qualityaustria Assessoren Unternehmensqualität (Excellence) analysieren und bewerten Unternehmen mit Hilfe des EFQM Excellence Ansatzes. Sie planen und führen Assessments in Unternehmen durch, in denen besondere Stärken identifiziert und Potenziale aufgedeckt werden. Sie können überdies an Assessments im Staatspreis Unternehmensqualität mitwirken.
Über die Ausbildung...
Die Ausbildung zur Assessorin ist modular aufgebaut und eine erfolgreiche Absolvierung der zwei Basistage bei denen erst die Grundlagen des EFQM Modells vermittelt werden und anschließend die Bewertung und Umsetzung desselben im Fokus stehen, sind Voraussetzung für die Teilnahme am Assessorentraining.
Ich bin überzeugt, dass die Teilnahme an den ersten beiden Modulen für Vertreter eines jeden Unternehmens, das seine eigene Unternehmensqualität verbessern und sich somit von der „Mittelmäßigkeit“ abheben möchte, empfehlenswert ist. Egal ob man eine Teilnahme am Staatspreis Unternehmensqualität bereits angedacht hat oder nicht, die intensivere Auseinandersetzung mit dem Excellence-Gedanken per se ermöglicht bereits viele Ansatzpunkte für das „besser werden“.
Wer nach den Grundlagentagen Blut geleckt hat und sich (so wie ich) für die Assessoren Tätigkeit interessiert, sollte sich für die Ausbildung zum qualityaustria Assessor Unternehmensqualität anmelden. Dieser Lehrgang startet mit der individuellen Vorbereitung einer Fallstudie des österreichischen Staatspreisverfahrens, die dann im Seminar auf Schlüssigkeit geprüft wird und sehr praxisorientiert bis hin zum Feedback Report abgehandelt wird. Nach erfolgreicher Prüfung anhand des Fallbeispiels wird das Zertifikat qualityaustria Assessor Unternehmensqualität ausgestellt.
Die Hospitation – der Sprung ins erste Assessment...
Beim ersten Assessment nach der erfolgreichen Ausbildung wird man als Hospitant (von lateinisch hospitari „zu Gast sein“) eingesetzt und darf als aktiver Gast einem Assessment beiwohnen. Die Betonung liegt hierbei auf aktiv, denn Hospitanten werden von den Assessoren bereits als vollständige Teammitglieder anerkannt und aktives Beitragen und Mitgestalten ist gefordert. Die einmalige Hospitation bildet den Abschluss der formalen Ausbildung und fortan darf man sich jährlich für die Teilnahme an einem Staatspreis-Assessment bewerben (sofern das Feedback zur Hospitation positiv war).
Welchen Nutzen hat die Assessoren-Tätigkeit?
Wenn diese Frage zehn Assessoren gestellt wird, gibt es vermutlich ebenso viele individuelle Antworten darauf. Der kleinste gemeinsame Nenner ist meiner Meinung nach die Tatsache, dass die Assessoren Tätigkeit in zweierlei Hinsicht bereichert, fachlich und persönlich. Für mich war der Lerneffekt bei meinen beiden bisherigen Staatspreis-Assessments enorm. Obwohl viele Freizeitstunden in die Vorbereitung fließen, überwiegt mein persönlicher Nutzen aus dem Prozess den Aufwand um ein Vielfaches.
5 Gründe, um auch 2018 wieder als Assessorin tätig zu sein...
- Das „Studium“ des ausgefüllten Fragebogens der Bewerberorganisation und der anschließende Site Visit gewähren mir umfassende Einblicke in oft branchenfremde Unternehmen und zeigen exzellente und innovative Vorgehensweisen auf, die meine berufliche und persönliche Weiterentwicklung fördern.
- Es ist ungemein spannend, neue Unternehmen und die darin agierenden Personen im Rahmen eines Site Visits persönlich kennenzulernen. Das entgegengebrachte Grund-Vertrauen seitens der Organisationen, sich dieser Außensicht überhaupt zu stellen, fasziniert mich ungemein.
- Die Betrachtung der Excellence-Auseinandersetzung von anderen Organisationen schärft meine Wahrnehmung und identifiziert Potenziale und Verbesserungsideen für das eigene berufliche Umfeld.
- Der Wissenstransfer in der intensiven Zusammenarbeit mit erfahrenen und kompetenten Assessoren hilft mir, mich fachlich und persönlich weiterzuentwickeln. Zudem ist es ungemein spannend und macht Spaß, aktiver Teil eines neu gebildeten Teams mit vorher teils unbekannten Personen zu sein.
- Große Freude bereitet mir, wenn ich am Ende des Tages feststellen darf, dass ich nicht nur meinen eigenen Horizont in vielerlei Hinsicht erweitern konnte, sondern der Site Visit auch für die Organisation von großem Nutzen war.
Warum ich bei der Staatspreisverleihung immer an „We are Family“ denke...
Die Beschäftigung mit dem Thema Excellence und dem EFQM Modell sind immer wieder fixer Bestandteil meiner beruflichen Tätigkeit. Seit meinem ersten Assessment bin ich aber mit dem „Excellence-Virus“ infiziert und es ist mir ein persönliches Anliegen, mein Umfeld für das Thema zu begeistern. Bei der jährlichen Staatspreisverleihung erlebe ich die Excellence-Community als große, zukunftsgestaltende Familie, die, stolz auf das Erreichte, die Erfolge auch im gebührenden Rahmen feiert. Da heißt es „We are Family“ - ganz gleich ob man von der Seite der Bewerberorganisationen kommt, aus der Assessoren-Community oder einfach am Thema interessiert ist – die Excellence-Gesinnung ist der gemeinsame Nenner.
Zur Autorin
Mag.(FH) Silvia Schaffner kommt ursprünglich aus der Tourismusbranche und hat im Rahmen ihrer neuen Tätigkeit in der FACT Consulting 2014 die Ausbildung zur Assessorin Unternehmensqualität absolviert. Nach erfolgreicher Hospitation 2015 begleitet sie seither Assessments zum Staatspreis Unternehmensqualität. Vom Thema „Excellence“ überzeugt, wirkt sie auch aktiv an der Entwicklung neuer Produkte im Bereich Unternehmensqualität und an der Verbreitung des Excellence-Gedankens mit.