21. Mai 2018

Eine exzellente Methode?

Working Out Loud

Working Out Loud greift weiter um sich. In geradezu zahllosen Unternehmen jeder Größe in jeder Branche in fast 50 Ländern wird Working Out Loud – gerne einfach auch #WOL genannt – eingeführt, gelebt und gefeiert. Höchste Zeit also, sich auch an dieser Stelle damit zu beschäftigen: Ist WOL auch eine exzellente Methode?

Das Excellence-Modell fordert von den Organisationen in der Tat sehr viel. Und durchaus nachvollziehbar wird immer wieder die Frage formuliert, wie man das überhaupt alles bewerkstelligen kann. Einer der wesentlichsten Grundgedanken des Modells ist die konsequente Einbeziehung der Mitarbeitenden und durch sie die Organisation und deren Innovationsfähigkeit weiterzuentwickeln. Und genau hier bietet Working Out Loud tatsächlich Einiges an – so viel sei schon einmal vorweggenommen. Doch was ist eigentlich Working Out Loud?

Was ist Working Out Loud? – Eine Grundannahme

Der Initiator des „Working Out Loud“ Ansatzes, der New Yorker John Stepper, hat richtig erkannt, dass Ziele in einem funktionierenden Netzwerk viel einfacher zu erreichen sind als das alleine möglich ist. Doch was ist zu tun, wenn Mitarbeitende zwar ein für sie wichtiges Thema haben, aber keine Gesprächspartner dazu, die das erstens interessiert und die ihnen zweitens weiterhelfen können?

John Stepper war sich genau dieser Herausforderung bewusst und hat deswegen dafür eine systematische Vorgehensweise im Rahmen von zwölf Circle-Guides erarbeitet, die schlussendlich zu einer neuen Verhaltensweise, zu einem neuen Mindset, führen soll. Denn mit System lässt sich dieses „Laut-miteinander-arbeiten“ langfristig erfolgreich etablieren. Dazu treffen sich vier bis sechs Menschen freiwillig zwölf Wochen lang für je eine Stunde und orientieren sich an den sogenannten Circle Guides. Sie stellen sich und ihre Ziele vor. Sie unterstützen, sie reflektieren, sie motivieren sich gegenseitig. Die Working Out Loud-Circle Guides sind dabei frei zugänglich über www.workingoutloud.com.

Die fünf Kernelemente von Working Out Loud – eine Art Betriebssystem

1. Zielgerichtet entdecken

Zielgerichtetes Denken ist sehr oft geprägt von „Plan“ und „Machen“. Funktioniert der Plan, dann scheint alles bestens zu sein. Jedoch ist es auch keine Seltenheit, dass dann nach Erreichen des Ziels festgestellt werden muss: Das ist es doch nicht, was zufriedenstellt. Wie kann es dazu kommen? Weil ein wesentlicher Punkt oftmals unberücksichtigt bleibt: Das Feedback von anderen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, weniger einen Plan stur zu verfolgen, als vielmehr erst nur die Richtung festzulegen. In diese Richtung wird gestartet und es geht auf Entdeckungsreise: neue Wege, neue Möglichkeiten, Sackgassen und neue konkretere Ziele. Es geht um ein strukturiertes Vorgehen zur Schaffung von kreativen Ideen.

Statt einer konkreten Endstation der Reise gibt es nun viele mögliche Endstationen, die zu Beginn der Reise nicht offensichtlich waren. Das ist eine logische Grundlage für Innovation und Agilität in Organisationen! Dass dies sowohl im Privaten, als auch im Beruflichen mehr als sinnvoll sein kann, liegt auf der Hand. Und Führungskräfte unterstützen die Mitarbeitenden bei der Erfüllung ihrer Pläne und der Erreichung ihrer Ziele. Das ist exzellent!

2. Aufbau von sozialen Netzwerken

Es geht hier nicht um die einfache „Verkontaktung“ auf Social-Media-Plattformen. Es geht um das echte Wahrnehmen der anderen und es geht auch um das eigene Wahrgenommen werden. Denn es ist bekannt: Es gibt viele Menschen, die auf facebook oder anderen Plattformen hunderte, vielleicht sogar tausende, Kontakte, oftmals „Freunde“ genannt, haben, aber trotzdem alleine sind.

Hier handelt es sich aber um den Aufbau eines richtigen sozialen Netzwerkes der Mitarbeitenden, dessen Wissen, Erfahrung und Kompetenz jeder einzelne erweitert und welches jeder für sich auch nutzen kann. Der Aufbau dieses Netzwerkes ist Aufwand – aber er lohnt sich. Selbstverständlich ist es nun möglich, ein derartiges Netzwerk zum Beispiel innerhalb von Unternehmen aufzubauen – über Abteilungs-, Standort- und Ländergrenzen hinweg. Für die so oft propagierte agile Organisation, aber auch für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen, ist dieses übergreifende und interdisziplinäre Denken eher Notwendigkeit als Kür. Netzwerke ermöglichen und fördern die Verteilung von Wissen, Erfahrungen und fördern Beziehungen untereinander. Das ist exzellent!

3. Die eigene Arbeit sichtbar machen

Netzwerke können vor allem dann unterstützen, wenn diese wissen, um was es eigentlich geht. Also ist es notwendig, die eigenen Vorhaben, die eigenen Mühen, die eigene Arbeit vorzustellen – sichtbar zu machen. Durch das Netzwerk wird Feedback gegeben. Es werden Fragen gestellt, die vielleicht völlig neue Optionen auftun – oder die die Konkretisierung des eigenen Vorhabens, des eigenen Zieles erfordern. Das alles hilft weiter. Voraussetzung ist aber zum einen die Sichtbarkeit; und dass das, was sichtbar gemacht wird, auch das ist, worauf es einem ankommt. Selbstdarstellung hat hier keinen Platz. Es geht um die Ziele und um die Menschen dahinter; es geht um den Einklang zwischen Team- und persönlichen Zielen. So entsteht langsam auch eine neue Kultur, die danach strebt, die Effektivität der Zusammenarbeit – über die eigene Abteilung hinaus – ständig zu verbessern. Es geht um das Achten und Nutzen der Vielfalt der Mitarbeitenden. Das ist exzellent!

4. Echte Großzügigkeit zeigen

Es ist ein Nehmen in Netzwerken. Vor allem aber ein Geben. Ein Netzwerk rein ausgerichtet auf die eigenen Interessen ist egoistisch und wird nicht den Erfolg bringen, den man sich erwartet. Ein Circle funktioniert auch nicht als Publikum für Einzelne. Ein Netzwerk funktioniert, wenn jeder vorrangig bereit ist zu geben. Dadurch dass viele geben, ist das Nehmen eine logische, ja, sogar eine zwingend kausale Konsequenz. Das heißt: Als Teil des Netzwerks ist jeder an den Belangen der anderen interessiert und gibt genau dazu ein ehrlich wertschätzendes und konstruktives Feedback. Nur so und ausschließlich so macht Working Out Loud in Organisationen Sinn!

Dieses Kernelement kann organisational Probleme bereiten, sofern die dort etablierte Kultur dem Prinzip des Gebens entgegenspricht – Stichwort: Wissen ist Macht. Dazu passt „Großzügigkeit“ nicht im Geringsten. Aus diesem Grund, kann Working Out Loud auch nicht top-down durchgesetzt werden: „Meine Damen und Herren, wir haben folgende Ziele zu erreichen und dazu bilden Sie jetzt fünf WOL-Circle. In zwölf Wochen will ich Ergebnisse sehen!“ ist nicht denkbar im Sinne von Working Out Loud. Exzellente Organisationen stellen sicher, dass die Mitarbeitenden über Mittel und Möglichkeiten verfügen, ihren Beitrag zur Verwirklichung der Organisationsziele zu maximieren – durch den Dialog in der gesamten Organisation. Das ist exzellent!

5. Den Horizont und Habitus erweitern

Nach zwölf Wochen konsequenter Arbeit in den Working Out Loud-Circles ist die Wahrscheinlichkeit hoch, die Welt ein bisschen zu einer besseren zu machen. Das ist ein Grundanliegen von Working Out Loud: Durch eine intensive, soziale und großzügige Zusammenarbeit und permanente Reflexion, wird eine Verhaltensänderung eintreten. Wenn die Welt also eine bessere werden soll, dann müssen die in ihr handelnden Menschen besser werden. Zunächst also jeder selbst. Geben statt nehmen. Das ist nicht zuletzt auch ein Beitrag für das Ansehen der Organisation, aber auch für die Gesellschaft. Und das ist nicht zuletzt exzellent!

Working Out Loud – eine exzellente Methode!

Working Out Loud ist ein Nährboden für kontinuierliche Verbesserung, für neue Ideen, für Experimente, für Innovationen, für Wissenstransfer, für Motivation und nicht zuletzt einfach für Spaß an der Arbeit. Diesen systematischen Versuch sollte sich jedes Unternehmen gönnen. Auch wenn damit erstens scheinbar ein gewisser Kontrollverlust der Führung einhergeht. Zweitens ein Zeitaufwand betrieben werden muss für Themen, die die eigene Abteilung scheinbar nicht interessieren müssen. Und drittens Interna, die scheinbar niemanden außerhalb des eigenen Bereiches etwas angehen dürfen, öffentlich gemacht werden. Das stimmt irgendwie alles. Aber das ist eben ein solides Fundament einer exzellenten Organisation: das Vertrauen in die Mitarbeitenden! Die Mitarbeitenden als Unternehmer im Unternehmen, die mithilfe von Netzwerken das Beste für ihre Organisation erreichen wollen: Insofern kann Working Out Loud durchaus als exzellente Methode betrachtet werden, die jeder Organisation einen Versuch wert sein sollte.

Zum Autor

Portrait Markus ReimerDr. phil. Markus Reimer ist international gefragter Keynote-Speaker zu den Themen Innovation, Qualität, Wissen und Agilität. Ebenso ist er qualityaustria Netzwerkpartner, Auditor und Trainer.

www.markusreimer.com

 

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