EFQM Erfahrungsbericht aus der Universitäts-Augenklinik des LKH-Univ.-Klinikums Graz
Du siehst nicht wirklich die Welt, wenn du nur durch dein eigenes Fenster siehst
Vor ungefähr zehn Jahren wurde ich Mitarbeiterin einer "EFQM Klinik" – zunächst allerdings ohne dies großartig zu merken. Ein Erfahrungsbericht über einen Perspektivenwechsel – von der Mitarbeiterin einer EFQM Klinik zum QM-Teammitglied oder „Du siehst nicht wirklich die Welt, wenn du nur durch dein eigenes Fenster siehst“.
Gelebte Vision der Klinik
Rückblickend ist mein erster in Erinnerung gebliebener Berührungspunkt mit dem für mich zum damaligen Zeitpunkt noch nebulösen Konzept "EFQM" die Versammlung aller MitarbeiterInnen der Klinik - und die Betonung liegt hier wirklich auf aller - im Innenhof der Universitäts-Augenklinik Graz, um ein gemeinsames Foto für die soeben finalisierte Vision der Klinik zu erstellen:
„Wir das Team der Universitäts-Augenklinik denken und handeln im Füreinander in der Patientenversorgung, Lehre und Forschung auf höchstem Niveau an der Spitze des Alpe-Adria-Raums.“
Für mich als ganz neue Mitarbeiterin war diese Vision eine anfängliche Orientierung und diese Versammlung auch ein erstes Stimmungsbild, wie es um die Beziehungen und Hierarchien der Menschen in dieser Klinik steht. Wie in der Vision formuliert - ein berufsgruppenübergreifendes Füreinander. Im Zuge der jährlich geführten Mitarbeitergespräche mit dem Klinikvorstand wird bis heute die Wichtigkeit dieser Vision verdeutlicht, indem diese gemeinsam hinsichtlich der eigenen Identifikation reflektiert und diskutiert wird.
Noch mehr in meine Arbeitsrealität gelangte "das EFQM Modell" durch die Teilnahme an den interdisziplinären Arbeitsgruppensitzungen zur Erstellung der Prozesslandkarte der Universitäts-Augenklinik. Durch diese gemeinsame interdisziplinäre Erarbeitung des "Kerngeschäfts" wurden sämtliche tagtäglichen Leistungen aller MitarbeiterInnen für mich sichtbar und transparent - eine gute Basis, um einen Anstoß zur Reflexion über die Qualität dieser einzelnen Prozesse zu erhalten, insbesondere was jene Prozesse betrifft, bei denen man selbst aktiv oder auch nur passiv involviert ist.

Vom Konzept zur Unternehmensstrategie
Schließlich wurde EFQM für mich von einem nebulösen Konzept zu einer durchschaubaren Unternehmensstrategie durch die aktive Teilnahme an einem Assessment. Als Mitarbeiterin im Missionsfeld „Forschung“ wurde in der Vorbereitung noch einmal im Detail reflektiert, welche Abläufe bestehen und wie diese umgesetzt werden, sowie deren Einbettung in das Gesamtkonzept der Universitäts-Augenklinik hinterfragt.
Vor ungefähr 6 Monaten wurde ich Mitglied des EFQM Teams und QB-Beauftragte für interdisziplinäre Initiativen unserer Klinik - ein Perspektivenwechsel? Jein:
- Nein, da für mein Arbeitsverständnis das Bestreben, Qualität zu sichern, ein Ausdruck von Innovationskraft und Kreativität ist und daher auch als Mitarbeiterin immer schon Relevanz hatte.
- Ja, da die größte Herausforderung in dieser neuen Rolle darin besteht, MitarbeiterInnen in ihrer täglichen Arbeitsrealität spüren zu lassen (sowie rückblickend meine eigenen Erfahrungen), dass EFQM nicht nur wieder ein neuer Prozess, eine plötzlich auszufüllende Checkliste oder das Festsitzen in verschiedenen Arbeitsgruppenbesprechungen ist, sondern aktiv einen Beitrag zur Verbesserung und/oder Aufrechterhaltung des tagtäglichen Tuns auf den verschiedensten Ebenen einer Universitätsklinik leisten kann. Vor allem, indem ein offenes Klima geschaffen wird, wo Konflikte angesprochen werden dürfen und Ideen und Veränderungen willkommen sind.
Die Kunst einer erfolgreichen EFQM Implementierung liegt demnach aus meiner persönlichen Erfahrung dieses Perspektivenwechsels darin, Verbesserungsstrategien an der Arbeitsrealität von MitarbeiterInnen auszurichten, damit eine Identifikation mit diesem Konzept möglich werden kann.
Ganz in der für uns als Universitäts-Augenklinik mehrfachen Bedeutung des ukrainischen Sprichwortes „Du sieht nicht wirklich die Welt, wenn du nur durch dein eigenes Fenster siehst“, gilt es daher, diesen Perspektivenwechsel bei vielen MitarbeiterInnen anzustoßen, um für unsere PatientInnen die Sicht aus dem eigenen Fenster weiter gewährleisten zu können.
Zur Autorin
Tamara Pichler-Seitlinger ist seit fast 10 Jahren Mitarbeiterin an der Universitäts-Augenklinik des LKH-Univ.-Klinikums Graz und dort für das Klinische Projektmanagement von Klinischen Prüfungen mitverantwortlich. Seit Beginn des Jahres ist sie zudem Qualitätsbeauftragte für Interdisziplinäre Agenden und Mitglied des EFQM Teams der Universitäts-Augenklinik.
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