Ansprüche des EFQM Modells
Interessengruppen einbinden
Mit den EFQM Modellinhalten als Ausgangspunkt hat sich das Webinar „Unternehmensqualität – Interessengruppen einbinden“ näher beschäftigt. Wir fassen das Webinar für Sie zusammen.
Definitionen EFQM Modell
Was versteht das EFQM Modell unter den Interessengruppen? Wer gehört zu den wichtigen Interessengruppen und wie werden diese definiert?
Interessengruppen: Einzelperson, Gruppe oder Organisation, die ein Interesse an der Organisation, ihren Aktivitäten und ihrer Leistungsfähigkeit haben, weil sie entweder auf die Organisation einwirken oder von dieser beeinflusst werden kann. Beispiele für externe Interessengruppen sind Eigentümer (shareholder), Kunden, Lieferanten, Partner, Behörden und Vertreter einer lokalen Gemeinschaft oder der Gesellschaft. Beispiele für interne Interessengruppen sind die Belegschaft oder Teile der Belegschaft (Mitarbeitende).
Wichtige Interessengruppen: Wichtige Interessengruppen haben maßgeblich Einfluss auf Ausrichtung, Realisierung und Ergebnisse und damit auf die Erfüllung von Zweck, Vision und Strategie der Organisation. Wichtige Interessengruppen der Organisation werden ausgewogen berücksichtigt: Kunden, Mitarbeitende, Eigentümer, Aufsichtsbehörden, Gesellschaft, Partner und Lieferanten.
Partner: Eine externe Partei, mit der die Organisation zusammenarbeitet, um gemeinsame Ziele und gegenseitigen Nutzen zu erreichen.
Partnerschaft: Eine strategische, langfristige Arbeitsbeziehung zwischen der Organisation und einem oder mehreren Partnern, durch die für alle Beteiligten ein höherer Mehrwert geschaffen und miteinander geteilt wird. Partnerschaften können zum Beispiel mit Lieferanten, Zwischenhändlern, Kunden, Bildungseinrichtungen, Beratungsunternehmen oder Forschungseinrichtungen gebildet werden.
Wirtschaftliche und regulatorische Interessengruppen: Damit sind z.B. Inhaber, Aktionäre, Investoren, Gläubiger und Geldgeber, Regierung, Aufsichtsbehörde, Körperschaften durch Gesetz oder Statut sowie halbstaatliche Institutionen gemeint.
Das EFQM Modell als Ausgangspunkt
Das EFQM Modell sieht vor, die Arbeit und Kooperation mit den Interessengruppen zu systematisieren und mit allen wichtigen Interessengruppen in Beziehung zu bleiben. Der erste Schritt ist es somit, die für die Organisation wichtigen Interessengruppen zu identifizieren und deren Bedürfnisse und Erwartungen zu erfassen. Danach überlegt sich die Organisation, wie sie die jeweilige Interessengruppe beteiligen und einbinden kann und wie sich die Beziehung zum Nutzen aller gestalten lässt. Interessant ist es auch zu bedenken, wie eine kooperative Zusammenarbeit in Bezug auf die Sustainable Development Goals der UN aussehen kann.
Die Wahrnehmungen der Interessengruppen werden schließlich im Kriterium 6 des EFQM Modells erfasst. Dies kann z.B. über eine Befragung (Mitarbeiterbefragung, Kundenbefragung...) oder auch über systematisierte Rückmeldungen, Gespräche etc. passieren. Die eigenen Leistungen im Hinblick auf die Interessengruppen werden schließlich in Form von Kennzahlen und (Leistungs-)Indikatoren im Kriterium 7 betrachtet.
Wie die Interessengruppen in den einzelnen Schritten beispielsweise einbezogen werden können, ist in der folgenden Abbildung ersichtlich.
Ansprüche des EFQM Modells an die Einbindung der Interessengruppen
Welche Ansprüche stellt das EFQM Modell an die Einbindung der Interessengruppen?
Einer der Eckpfeiler des EFQM Modells ist ein langfristiger, auf die Interessengruppen gerichteter Blickwinkel. Ziel ist es, die Interessengruppen langfristig zufriedenzustellen, aber dabei die eigene Vision und Strategie nicht aus den Augen zu verlieren.
Exzellente Organisationen verstehen die große Bedeutung von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen in allen ihren Aktivitäten. Es ist leider nicht immer möglich, alle Bedürfnisse der Interessengruppen zeitgleich zu erfüllen, daher ist es wichtig, für Balance und Ausgewogenheit der unterschiedlichen Bedürfnisse der Interessengruppen zu sorgen.
Das EFQM Modell basiert auf europäischen Werten und UN Prinzipien. Die daraus abgeleiteten ökonomischen, ökologischen und sozialen Herausforderungen sollten mit den Interessengruppen gemeinsam gelöst bzw. bearbeitet werden. Die Organisation ist ein Vorbild und fördert Vorbilder.
Diversität in der Zusammenarbeit bringt Vorteile. Exzellente Organisationen nutzen die Buntheit innerhalb der Interessengruppe der Mitarbeitenden und in der Zusammenarbeit mit den Partnern und dem eigenen Ecosystem.
Die Dualität, gleichzeitig das Tagesgeschäft erfolgreich umzusetzen und Transformation zu ermöglichen, gilt es gemeinsam mit den Interessengruppen zu sichern. Exzellente Organisationen haben eine kreative, innovative aber auch disruptive Grundeinstellung. Diese Teile der eigenen Organisationskultur werden passend in die Zusammenarbeit mit anderen Interessengruppen eingebracht.
Gemeinsames Tun (Co-Creation) anstatt Gewinner-Verlierer-Mentalität – diese Einstellung spiegelt sich auch in der Beziehung zu den Interessengruppen wider. Exzellente Organisationen binden die Interessengruppen für gemeinsame Aktivitäten ein. In der Beziehung zu den Interessengruppen ist es besonders wichtig, auch auf das „Wie“ (Kommunikation) zu achten, nicht nur auf das „Was“ (Inhalte).