EFQM in der VHS Bregenz
Qualität ist facettenreich
Qualität ist facettenreich wie so vieles andere, z. B. die menschliche Natur oder unternehmerisches Wirken. Wie kann man Facettenreichtum greifbar machen, in ein Modell verpacken, das sich als ganzheitlich wahrnimmt?
Das EFQM-Modell versucht, diesem Spagat mit einem ganzheitlichen Ansatz gerecht zu werden, der, auf einer konkreten Vision aufbauend, eine Organisationskultur fördern soll, die leistungsfähig und wandelbar ist und die alle Interessengruppen (inkl. der Mitarbeitenden) einbindet. Ein Set an Kennzahlen, u. a. Strategie- und Leistungskennzahlen, sowie deren Auswertung und folgerichtige Analyse soll die Weiterentwicklung des Unternehmens vorantreiben.
Die VHS Bregenz befasst sich nun seit beinahe 20 Jahren mit dem EFQM-Modell und wir können mit Fug und Recht sagen, wir haben uns weiterentwickelt, weil wir neben viele anderen auch folgende Maßnahmen hinsichtlich der Organisationsentwicklung gesetzt haben:
- Organisations-Struktur, Aktivitäten sowie Prozesse sind dokumentiert und umfassen Meeting-Struktur, Performance-Management sowie den Bildungsprozess als Kernprozess des Kurswesens
- klar dokumentierte und aktualisierte Zuständigkeiten erhöhen die Effizienz des Systems
- die Kombination von Gestaltungsspielräumen und klaren Vorgaben sowie eine Kultur der Motivation ermächtigen die Mitarbeiter*innen, eine Balance zwischen Selbständigkeit, Kreativität und Effizienz zu finden
- diese Kombination aus Stabilität und Agilität wird bei der Projekt-, Prozess- und Produktanalyse (u. a. auf Strategie-Klausuren) analysiert und optimiert, anstatt auf bloße Schnelligkeit im Wettbewerb zu setzen
- Transformationsbedarf der Organisationsstruktur und Bildungsprozesse werden bei Klausuren, Meetings und Besprechungen erörtert, externe Erkenntnisse fließen durch Projekte, Feedback und Forschungsergebnisse von Partner*innen ein
- die VHSB führt periodisch externe Assessments durch, aus denen abgeleitet wird, ob eine Anpassung der Organisationsstruktur sinnvoll erscheint
- jede Maßnahme wird evaluiert, darunter unser gesamtes Kursprogramm
Mit der Volkshochschule Bregenz durfte ich bereits sechs Assessments durchlaufen. Mich fasziniert, wie unsere Mitarbeiter*innen sich bei den Strategie-Klausuren einbringen, mitziehen und in gespannter Erwartung der Assessor*innen und der letztlichen Bewertung alles geben.
Nach jeder „Staatspreis“-Bewertung analysieren wir unsere Verbesserungspotenziale und es gelingt uns aufs Neue, kontinuierliche Verbesserung mit disruptivem Handeln zu verknüpfen. Zuletzt ist es uns gelungen, ein sehr erfolgreiches Finanz-Format zu implementieren, weil wir uns anlässlich des EFQM-Prozesses fragten: Was könnte der VHS-Kurs mit dem maximalen ökonomischen Nutzen für unsere Kund*innen sein?
Modelle sind theoretisch, Menschen sind es nicht. Und wie wir spätestens seit den Schriften des libanesischen Risikoforschers Nassim Taleb, darunter „Der Schwarze Schwan“, wissen, kann der sprichwörtliche Tropfen ein Fass zum Überlaufen bringen. Die ungesehenen Risiken werden oft nicht wahrgenommen und Risiken im Geschäftsbetrieb sind häufig auf eine nicht ausreichende Eigenkapitalbasis zurückzuführen.
Oft gefragt, was unsere Volkshochschule von anderen Bildungseinrichtungen unterscheidet, antworte ich gerne: „Wir verfügen über einen Investment-Direktor“ – eine Position, die man hierzulande kaum kennt, die an US-Universitäten aber selbstverständlich ist. Letztlich legen wir Wert auf Sicherheit und stabile Finanzen, agieren so unternehmerisch wie für einen Verein möglich und verlassen uns nicht auf bloße Subventionierung.
Ebenso wichtig: Um zumindest ein Klima muss sich wirklich niemand Sorgen machen: Um das Betriebsklima bei der VHS Bregenz!
Zum Autor
Dr. Michael Grabher, seit 2014 Bregenz Geschäftsführer der VHS Bregenz und stv. Vorsitzender der Vorarlberger Volkshochschulen, befasst sich seit Jahren mit den Themen Coaching, Finanzen, Asset- und Qualitätsmanagement.