Effektivität ist Trumpf
Wie dynamikrobuste Organisationen Prozesse managen_1
Bei meinem letzten Blog-Beitrag habe ich über die ersten Erfahrungen mit dem Umgang des neuen EFQM Modells 2020 berichtet. Dabei habe ich auch einen kurzen Ausflug in die Balance zwischen Robustheit und Dynamik vorgenommen. Jetzt nehme ich gerne die Gelegenheit wahr und vertiefe diese Gedanken etwas.
Wir sind mitten im Übergang in das digitale Zeitalter. Die mit der Digitalen Revolution einhergehenden Veränderungen in Wirtschafts- und Arbeitswelt, in Öffentlichkeit und Privatleben vollziehen sich mit sehr großer Geschwindigkeit. Für Organisationen stellt die gestiegene Dynamik eine zentrale Herausforderung dar. Dynamik ist dabei die Menge an Überraschungen, die ein System aushalten und bewältigen muss. Organisationen sind im Industriezeitalter allerdings vor allem auf Stabilität ausgerichtet. Im 21. Jahrhundert benötigen Unternehmen damit ein dynamikrobustes Management.
Zur Herleitung der RELEVANZ des Themas orientiere ich mich an den nachfolgenden zwei Hypothesen:
- Industrie 4.0 läutet eine unaufhaltsame Revolution von Wirtschaft und Gesellschaft ein
- Neue Technologien werden immer schneller entwickelt
Der Begriff, der diese Situation beschreibt, lautet VUCA – und ist Realität! VUCA ist ein Akronym und beschreibt sich schnell wandelnde Bedingungen durch die Begriffe Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambiguität.

Organisationen sind damit einer zunehmenden Marktdynamik ausgesetzt. Modebegriffe wie Digitalisierung, VUCA, New Work oder Agilität sind Ausdruck dieser Entwicklung. Während des Zeitalters der Manufaktur waren die Märkte zwar lokal gesättigt. Der Handlungsraum der Kunden war groß, d.h. diesbezügliche individuelle Wünsche konnten durch das Handwerk auch sehr gut befriedigt werden. Das Wissen der Meister wurde über Vorzeigen, Anlernen und Vorbild weitergegeben.
Durch die zunehmende Industrialisierung wurde der Markt von einem Käufermarkt zu einem Anbietermarkt gewandelt. Standards und Arbeitsteilung hielten Einzug, um damit die Effizienz des Tuns zu steigern und größere Mengen überregional oder global anbieten zu können. Bedingt durch global gesättigte Märkte, Individualisierung, Globalisierung, Vergleichbarkeit u.ä. steigt in den letzten Jahren die Komplexität spürbar an und erfordert den Organisationen einiges ab.

Um überlebensfähig zu bleiben, benötigen Unternehmen ein zeitgemäßes Management – strukturell und vor allem personell. Themen wie Prozesse, Hierarchie, Teilung von Verantwortlichkeiten und Ausführung, Mehrjahresplanung, Monitoring, Forecasts, Kontrolle funktionieren nur in einem Markt, in dem sich nicht viel verändert.
Diesen Markt gibt es aber immer seltener. Es sind andere Ansätze notwendig, um als Unternehmen erfolgreich zu bleiben oder zu werden. Es geht hauptsächlich um eine neue Denkweise, ein neues Mindset. Dieses neue Denken baut auf Werten und Prinzipien auf. Punkte wie Eigenverantwortung, Vertrauen, Transparenz, kontinuierliche Verbesserung, Kooperation, Orientierung zur Wertschöpfung und Kreativität sind heute essenzieller denn je. Hierzu zählen auch die Werte und Prinzipien, wie sie im Agilen Manifest beschrieben sind.
In Teil 2 möchte ich unser THEORIE-MODELL für ein dynamikrobustes Prozessmanagement aufzeigen.
Quellen:
- Manifesto for Agile Software Development, http://agilemanifesto.org
- Principles behind the Agile Manifesto, http://agilemanifesto.org/principles.html
- N. Pfläging, „Organisation für Komplexität“, Redline Verlag, 2014
- N. Pfläging, S. Hermann, „Komplexithoden – Clevere Wege zur (Wieder)Belebung von Unternehmen und Arbeit in Komplexität“, Redline, 2015
- P. Kruse, Video „Zukunft von Führung: kompetent, kollektiv oder katastrophal?“, 2013, www.youtube.com/watch?v=gLa4ropqcuY
Zum Autor
Ing. Dipl.Wirtsch.Ing.(NDS) Wolfgang GLIEBE, MAS MSc MBA ist Managing Director der msi Management Systems International AG und Systemischer Business Coach. Er ist als Auditor und Trainer Netzwerkpartner der Quality Austria und langjähriger EFQM Lead Assessor, u.a. im Staatspreis Unternehmensqualität