01. Mrz 2023

Teil 3 der Artikelreihe Unternehmensqualität wirkt

Wissenschaftliche Fundiertheit

In diesem Beitrag werden referenzierte Publikationen wissenschaftlicher Arbeiten der letzten Jahre mit dem EFQM Modell verglichen. Dieser Vergleich zeigt, inwiefern das EFQM Modell (von Praktiker*innen für Praktiker*innen entwickelt) Inhalte bearbeitet, mit denen sich auch die anerkannte Managementwissenschaft befasst.

Um herauszuarbeiten, mit welchen Themen sich die Wissenschaft beschäftigt wurde eine Metaanalyse der Strategischen Management Literatur durchgeführt um die Frage: Welche Variablen stehen in einem positiven Zusammenhang mit Unternehmenserfolg? zu beantworten.

Eine Metaanalyse analysiert bestehende Studien und verwendet deren empirischen Ergebnisse. Bei der Suche nach dem Begriff Unternehmenserfolg und Synonymen wurden weltweit 3455 wissenschaftliche Publikationen identifiziert. Diese Studienanzahl wurde an Hand von Kriterien wie z.B. der Journalqualität, Vorhandensein empirischer Daten und dem Publikationstermin zwischen 2000-2010 auf 249 Artikel reduziert. Diese 249 Artikel wurden genauer untersucht und darin 85 Variablen gefunden die regelmäßig verwendet wurden. Aus diesen 85 Variablen wurden 25 Variablen herausgelöst, die einen hoch signifikanten Zusammenhang zu Unternehmenserfolg besitzen. Hoch signifikant bedeutet für Metaanalysen größer 0,2.

Die so fixierten 25 „hoch erfolgsrelevanten" Variablen repräsentieren die aktuell als wissenschaftlich relevant erkannten Themen der Strategischen Managementforschung. Diese für den Erfolg von Unternehmen hoch relevanten „Variablen" beruhen pro Variable durchschnittlich auf elf Studien und den Daten von jeweils rund 8.500 Unternehmen.

Die Erfolgsvariablen lassen sich bei genauer Betrachtung grob in drei Kategorien einteilen, sind eng miteinander verknüpft, bauen aufeinander auf bzw. beeinflussen sich wechselseitig:

  • Perspektivenklarheit
  • Fähigkeiten
  • Aktivitäten

Die Erfolgsvariablen

Die so fixierten 25 „hoch erfolgsrelevanten" Variablen repräsentieren die aktuell als wissenschaftlich relevant erkannten Themen der Strategischen Managementforschung. Diese für den Erfolg von Unternehmen hoch relevanten „Variablen" beruhen pro Variable durchschnittlich auf elf Studien und den Daten von jeweils rund 8.500 Unternehmen.

Die Erfolgsvariablen lassen sich bei genauer Betrachtung grob in drei Kategorien einteilen, sind eng miteinander verknüpft, bauen aufeinander auf bzw. beeinflussen sich wechselseitig:

  • Perspektivenklarheit
  • Fähigkeiten
  • Aktivitäten

Die Erfolgsvariablen zur Perspektivenklarheit stellen den Rahmen/die Richtlinien für die weiteren Erfolgsvariablen dar. Die Erfolgsvariablen zu den Fähigkeiten zeigen konkrete und grundsätzliche Fähigkeiten der Organisation auf, die erfolgstreibend sind. Die Aktivitäten sind wiederum die direkten Gestaltungshebel, an denen die Organisation ansetzten sollte.

Die Ausrichtung der Fähigkeiten und Aktivitäten an klaren gemeinsamen Perspektiven steigert deren Wirkung. Um insbesondere die Aktivitäten effizient(er) durchführen zu können, muss ein Unternehmen grundsätzliche Fähigkeiten entwickeln bzw. stärken. Erst das Erlangen bzw. Weiterentwickeln dieser Fähigkeiten ermöglicht es den Unternehmen, die Aktivitäten effizient auszuüben und dadurch langfristige Ziele zu erreichen. Der Anspruch, langfristig und nachhaltig Erfolg zu haben, erfordert die ausgewogene Arbeit an den Erfolgsvariablen aus allen drei Kategorien. Es gilt, die Arbeit an der Perspektivenklarheit ausgewogen mit der Weiterentwicklung der Fähigkeiten und dem zügigen Aufgreifen von Aktivitäten zu verbinden.

Ein großer Unterschied zwischen den drei Kategorien besteht dabei in der kausalen Ausprägung der Wirkung und im zeitlichen Horizont (Daten aus der Metaanalyse):

  • Perspektivenklarheit - Korr. Erfolg: 0,37 - langfristig
  • Fähigkeiten - Korr. Erfolg: 0,34 - mittelfristig
  • Aktivitäten - Korr. Erfolg: 0,29 - direkt, schnell

Das bedeutet, dass jene Kategorie mit der höchsten Wirkungskorrelation (Perspektivenklarheit) in der Wirkung auch am langfristigsten orientiert ist. Jene Kategorie, die am schnellsten wirkt (Aktivitäten), hat auch die geringste Korrelation zu Erfolg. Die folgende Abbildung zeigt das Zusammenspiel der wichtigsten Erfolgsvariablen (einige Variablen wurden zusammengefasst). Vergleicht man nun dieses Modell und den Inhalt des EFQM Modells (Version 2010) zeigt sich, dass erstaunliche Überlappungen bestehen, so werden 22 dieser 25 Variablen explizit im EFQM Modell angesprochen und 3 davon implizit. Diese drei Variablen sind die die Lernfähigkeit der Organisation, die Fähigkeit neues externes Wissen aufzunehmen und zu verarbeiten (Aufnahmefähigkeit) und Ambidexterity, also als Unternehmen die Balance zwischen effizienten und innovativen arbeiten zu finden. Alle anderen 22 Variablen sind explizit im EFQM Modell (Kriterienmodell und/oder RADAR-Logik) enthalten.

Dies bedeutet ein Vergleich der wissenschaftlichen Managementliteratur (Ergebnisse der Metaanalyse) und dem EFQM Modell zeigt, dass sich beide mit den gleichen Inhalten beschäftigen. Dies ist sehr interessant (und auch ein wenig überraschend), da es bei der Gestaltung des EFQM Modells nicht das Ziel war die Managementliteratur widerzuspiegeln, sondern es ist ein reines Praktikermodell (von Praktiker*innen – für Praktiker*innen). Aufbauend auf diesem Vergleich liegt die Schlussfolgerung Nahe, dass die Wissenschaft und Praxis zu ähnlichen Erkenntnissen kommen. Dies zeigt zwar nicht, dass das EFQM Modell theoriebasiert erstellt wurde. Was es zeigt ist, dass es die gleichen Inhalte wie die aktuelle wissenschaftliche Managementliteratur anspricht, welche sehr wohl theoriebasiert und hypothesenüberprüfend agiert. Somit kann das EFQM als wissenschaftlich fundiert bezeichnet werden auch wenn es kein wissenschaftliches Modell ist.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Das EFQM Modell wurde nicht theoriebasiert erstellt, spricht aber praktisch genau die gleichen Inhalte an, die eine aktuelle wissenschaftliche Metaanalyse als wesentlich für den langfristig orientierten Unternehmenserfolg ausweist. Dies führt zur klaren Schlussfolgerung, dass die Erfolgswirksamkeit der Inhalte des EFQM Modells als wissenschaftlich erwiesen angesehen werden kann. Und das, obwohl das EFQM Modell kein wissenschaftlich erarbeitetes Modell ist (dieser Anspruch besteht auch nicht). Die inhaltliche Vertiefung der Erfolgsvariablen in Verbindung mit dem EFQM Modell bestätigt überdies, dass das EFQM Modell als TQM-Ansatz schlüssig funktioniert.

  • Das EFQM Modell kann als wissenschaftlich fundiert betrachtet werden (und bleibt trotzdem ein Modell von Praktiker für Praktiker)
  • Die Praxis und die Wissenschaft kommen zu ähnlichen Erkenntnis bezüglich des Themas Einflussfaktoren auf den Unternehmenserfolg
  • Ein primäres Ziel der Arbeit an der Unternehmensqualität ist der wirtschaftliche Nutzen der damit einhergeht

 Ausblick

Nachdem in einem Vergleich der aktuellen wissenschaftlichen Literatur und dem EFQM Modell dargestellt werden konnte, dass diese gleiche Aussagen aufweisen und somit die theoretische Fundiertheit und dadurch zumindest implizit der Nutzen des EFQM Modell dargestellt wurde, soll in den folgenden Artikeln explizit auf den wirtschaftlichen Nutzen des EFQM Modells eingegangen werden.

Der wirtschaftliche Nutzen ist ein primärer Treiber warum Unternehmen sich mit dem Thema Unternehmensqualität beschäftigen Dabei werden in einem Artikel internationale Studien präsentiert und im darauffolgenden die Ergebnisse einer österreichischen Studie.

Zu den Autoren

Foto Armin WiedeneggerDr. Armin Wiedenegger hat seine Dissertation 2013 an der Wirtschaftsuniversität Wien zum Thema "Unternehmensqualität – Was ist das? Eine theoretische und empirische Untersuchung welchen Anforderungen Unternehmen entsprechen sollten." verfasst. Er ist Managing Director bei der voesta

www.voestalpine.com

 

Foto Franz Walder

Dr. Franz-Peter Walder ist geprüfter Unternehmensberater, Auditor für Managementsysteme sowie Assessor für Excellence nach dem EFQM Modell. Neben seiner Tätigkeit als Eigentümer und Geschäftsführer der CONENGA Group und FACT Consulting ist er Juror im Staatspreis Unternehmensqualität und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Austrian Foundation for Quality Management (AFQM).

Dieser Artikel ist Teil einer Artikelreihe.

Anmerkung: Diese Artikelreihe basiert im Wesentlichen auf der Dissertation von Armin Wiedenegger, welche im Rahmen einer Kooperation der Quality Austria mit dem Institut für Unternehmensführung der Wirtschaftsuniversität Wien verfasst wurde, bzw. auf dem von Armin Wiedenegger und Franz-Peter Walder verfassten Buch „Unternehmensqualität wirkt“. Die Dissertation ist im Frühjahr 2013 erschienen.

Wenn Sie das Buch kaufen wollen, wenden Sie sich bitte an staatspreis@qualityaustria.com

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