Elemente des EFQM Modells und Strategiearbeit
Zweck, Vision und Strategie – Teil 2
Mit den EFQM Modellinhalten als Ausgangspunkt hat sich das Webinar „Unternehmensqualität – Zweck, Vision und Strategie“ näher beschäftigt. Wir fassen das Webinar für Sie zusammen. In Teil 1 haben wir uns folgenden Fragen gewidmet: Wie schaut der Strategieprozess aus? Wie kann man die Strategieentwicklung in das Tagesgeschäft einbetten?
Welche Bedeutung haben die Inhalte des EFQM Modells für die Strategiearbeit in einem Unternehmen?
Das EFQM Modell basiert auf europäischen Werten und UN Prinzipien (wie z.B. den Sustainable Development Goals). Auch in der Strategiearbeit müssen daher sowohl die ökonomische als auch die ökologische und die soziale Perspektive bearbeitet werden. Die Organisation muss ihr Ecosystem begreifen, als Vorbild agieren und zum Wohle aller handeln.
Ein wichtiger Bestandteil des EFQM Modells ist der langfristige, auf Interessengruppen ausgerichteter Blickwinkel. In der Strategiearbeit bedeutet das, dass man sowohl aktuelle als auch zukünftige Erwartungen berücksichtigen bzw. voraussehen sollte. Auf eine Ausgewogenheit zwischen den Interessengruppen sollte geachtet werden.
Wichtige Interessengruppen der Organisation werden ausgewogen berücksichtigt: Kunden, Mitarbeitende, Eigentümer, Aufsichtsbehörden, Gesellschaft, Partner und Lieferanten
Betrachtet man die im EFQM Modell wichtige Komponente der Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge, dann bedeutet das für die Strategieentwicklung, dass man auf die Durchgängigkeit zwischen Ausrichtung, Realisierung und Ergebnisse achten sollte.
Das EFQM Modell propagiert einen weniger hierarchischen Führungsstil und mehr Zusammenarbeit innerhalb der Organisation. In exzellenten Organisationen gibt es also weniger Anweisung und Kontrolle und mehr Ermächtigung. Das spiegelt sich auch im Strategieprozess wider, der damit eine Kombination aus Top-down und Bottom-up Aktivitäten sein sollte.
Diversität in der Zusammenarbeit bringt Vorteile für die Strategiearbeit: Unterschiedlichkeiten werden genutzt, um vielfältige Aspekte einzubringen und den Strategieprozess zu bereichern.
Das Tagesgeschäft erfolgreich zu managen und gleichzeitig Transformation umzusetzen ist Herausforderung aber auch Merkmal einer exzellenten Organisation. Für die Strategiearbeit bedeutet dies, dass strategische Schwerpunkte in operative Tätigkeiten heruntergebrochen werden. Kennzahlen werden sowohl für das Controlling der Strategie als auch der operativen Leistungsfähigkeit verfolgt.
Exzellente Organisationen weisen eine kreative, innovative und auch disruptive Grundeinstellung auf. Auch in der Strategiearbeit sollen neue Wege ausprobiert werden – „elegantes Scheitern“ wird dabei als mögliche Folge akzeptiert.
Co-Creation – gemeinsames Tun anstatt einer Gewinner-Verlierer-Mentalität bedeutet, dass die Interessenpartner aus dem Eco-System in die Strategieentwicklung eingebunden werden. Dies kann z.B. in übergreifenden Projekten passieren.
Aus dem Tagesgeschäft heraustreten, entschleunigen und eine externe Sichtweise einnehmen (oder externe Sichtweisen durch Assessments hereinholen) ermöglicht herausragenden Organisationen eine holistische Perspektive auf ihre Organisation.
Ein wandlungsfähiges, komplexes und nicht mechanistisches System erreichen Organisation dann, wenn sie die Abhängigkeiten und Beziehungen zwischen den Menschen beachten und nicht linear sondern in Wechselwirkungen denken. Und last but not least: Veränderungen brauchen oft Zeit, dies sollte berücksichtigt werden.
Zum Autor
DI Johann Sauermann ist langjähriger Assessor und Trainer im Bereich Unternehmensqualität (EFQM). Als Unternehmensberater der FACT Consulting unterstützt er Unternehmen in den Kernbereichen Strategie, Prozesse, Führung und Vertrieb.