10. Feb 2021

COVID-19 und Strategie - Teil 1

Die Pandemie als Organisations­entwicklung

Hatten Sie sich das Jahr 2020 auch anders vorgestellt? Ich für meinen Teil definitiv. Das vergangene Jahr wird in die Geschichtsbücher eingehen als ein Jahr, das viele Veränderungen gebracht hat. Veränderungen, die in vielen Unternehmen fortbestehen werden, auch wenn die unmittelbare Gefahr durch das Virus nachgelassen hat. Das COVID-19-Virus hat als Organisationsentwickler agiert. Effektiver, als Heerscharen von menschlichen Organisationsentwickler*innen es je könnten. Und genau darauf wollen wir in dieser Blogserie eingehen.

Die COVID-19-Pandemie

Das vergangene Jahr hat viele einschneidende Erfahrungen gebracht. Man möge zum gesundheitlichen Bedrohungspotenzial persönlich stehen, wie man will – wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch  hat es einschneidende Erfahrungen und Veränderungen gegeben. Vielfach ein „Probieren“ ohne echten Erfahrungshintergrund und ideale Expert*innenlösung. Vieles wird erst eine Nachbetrachtung zu späteren Zeiten evaluieren können.

Was für das große Ganze gilt, gilt auch für viele Unternehmen und deren UnternehmerInnen. Es war und ist eine Phase der Unsicherheit, des raschen Reagierens, des manchmal Experimentierens und der extern ausgelösten internen Veränderungen.

  • Unmittelbare Veränderungen als Schutzreaktion auf COVID-19 wie Masken, Hygiene, Abstandsregelungen etc.
  • Organisationale Reaktionen auf die COVID-19-Pandemie wie Kurzarbeit, Telearbeit, Digitalisierung etc.
  • Langfristige Transformationen aufgrund sich verändernder Konsumgewohnheiten, Sicherheitsbedürfnisse, internationaler Reisevorschriften etc.

Es gibt in dieser Gesamtkonstellation gefühlt „Verlierer*innen“ und „Gewinner*innen“ der Entwicklung. Manche haben es „einfacher“, andere „schwerer“. Der Gesamteinfluss wirkt auf alle, in jeweils anderer Art und Weise.

Die Pandemie als Organisationsentwicklung

Die COVID-19-Pandemie wirkt in diesem Zusammenhang wie eine riesige organisationsentwicklerische Intervention. Das Virus hat – so formulierte es ein Kunde von mir – in Wochen geschafft, wozu Personalabteilungen und IT-Abteilungen Jahre gebraucht hätten: Die Telearbeit wurde binnen Tagen oder Wochen flächendeckend eingeführt. Betrachten wir das Virus daher in dieser Artikelserie als neuen Kollegen in der Personalabteilung der als Organisationsentwickler mit uns für uns arbeitet. Ein Gedankenexperiment, um auch in der Krise etwas positives zu entdecken.

In der systemischen Organisationsentwicklung spricht man oft über das „Goldene Dreieck“ mit den drei Eckpunkten: Strategie – Struktur – Kultur. Die Kurzformel dabei lautet, dass diese drei Elemente in Interdependenz zueinanderstehen und einander beeinflussen.

  • Strategie als Sammlung von Plänen und Vorhaben zur Erreichung der jeweiligen Ziele bzw. Vision der Organisation.
  • Struktur als Aufbau- und Ablauforganisation die den Rahmen der Zusammenarbeit einer Organisation vorgeben.
  • Kultur als „Persönlichkeit“ einer Organisation, als System geteilter Normen, Werte und erprobter Praktiken.

Und diese Betrachtungsweise lässt sich auch sehr gut auf COVID-19 umlegen.

COVID-19 und Strategie

In irgendeinem Zusammenhang ist wohl fast jedes Unternehmen über die letzten Monate von COVID-19 betroffen gewesen. Der Grad der Auswirkung mag dabei sehr unterschiedlich sein:

  • Kurzfristige Einschränkungen oder Gebote im Sinne des Gesundheitsschutzes der eigenen Belegschaft etc., die fast alle treffen.
  • Kurzfristige Verbote oder Verunmöglichungen der eigenen Geschäftstätigkeit durch Lockdown, Sperren im Tourismus etc. in bestimmten Branchen.
  • Mittelfristige Anpassungen der eigenen Geschäftstätigkeit durch die schrumpfende Wirtschaft und veränderte Kundenbedürfnisse.
  • Langfristige, tiefgreifende Transformationen des eigenen Geschäftsmodells oder der Geschäftsfelder.

Wo die einen Betriebe Mehrarbeit unter erschwerten Bedingungen haben (bspw. Gesundheitseinrichtungen), haben andere einen zeitweisen oder saisonalen (Total-) Ausfall (bspw. Tourismus, Restaurants). Die einen arbeiten in Kurzarbeit (bspw. manche Produktionsbetriebe), die anderen haben mehr Aufträge als je zuvor (bspw. IT-Dienstleister).

Die COVID-19 Pandemie ist aus meiner Sicht ein Weckruf, sich mit Strategie und strategischen Fragen zu beschäftigen. Von Seiten der Kund*innenbedürfnisse her, von Seiten der Liefer- und Wertschöpfungsketten her, von Seiten der eigenen Positionierung her. Und was das Krisenmanagement in Unternehmen betrifft stand und steht ebenso die strategische Entscheidung an: Überbrücken, anpassen, neu erfinden oder professionell beenden.

 

Hier geht es zu Teil 2 der Artikelreihe "Die Pandemie als Organisationsentwicklung mit einem Fokus auf die Bereiche Kultur und Struktur.

Zum Autor

Portrait Gerd Beidernickl Mag. Gerd Beidernikl ist Gründer und Geschäftsführer der vieconsult GmbH, einem auf die Durchführung von Mitarbeiterbefragungen und 360° Führungsfeedbacks spezialisierten Institutes in Wien. Seit mehr als 15 Jahren begleitet er Unternehmen dabei, Feedback aus der eigenen Belegschaft einzuholen und für die Unternehmensentwicklung nutzbar zu machen. Mag. Gerd Beidernikl ist Soziologe, systemischer Coach, Trainer, zertifizierter Managementberater und unerschütterlicher Optimist, dass jeder Arbeitgeber ein sehr guter Arbeitgeber werden kann.

https://vieconsult.at/

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